Wochenreflexion mit der 5 Finger Methode

Wochenreflexion mit der 5 Finger Methode

Es gibt so Wochen, da arbeite ich eine Aufgabe nach der anderen ab. Früher hat das oft dazu geführt, dass ich unzufrieden war und dachte, es geht nichts weiter. Heute nehme ich mir 1x pro Woche Zeit und reflektiere bei der Wochenplanung, wie die letzten Tage so liefen und ob ich was verbessern kann.

Bisher hab ich das ziemlich unsystematisch gemacht, deshalb war ich auf der Suche nach einer Reflexionsmethode, die ich leicht umsetzen kann. Und da bin ich auf die Fünf Finger Methode gestoßen.

In diesem Artikel verrate ich dir was das ist und wie du sie in deinem Business einsetzen kannst – für die Wochenreflexion, aber auch um z.B. Teammitgliedern Feedback zu geben.

Was ist die 5 Finger Methode?

Die 5 Finger Methode kommt eigentlich aus der Pädagogik und soll dabei helfen Feedback zu geben bzw. zu reflektieren.

Und die Methode ist so gut geeignet, weil sie im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht ist: Meine zwei Praktikantinnen (meine 4-jährigen Zwillinge) versuchen sich gerade zu merken, welcher Finger wie heißt. Also zählen sie immer auf: Mit dem Zeigefinder zeigt man auf etwas. Der Mittelfinger ist in der Mitte, „Daumen hoch“ bedeutet, dass etwas gut ist…

Das zeigt schon ganz gut: in unseren Köpfen steht jeder Finger für eine bestimmte Sache. Und genau das ist eine Eselsbrücke die dir dabei hilft zu reflektieren. In unserem Fall können wir den Fingern diese Bedeutungen zuschreiben:

Überblick über die fünf Finger und ihre Bedeutungen

  • Daumen: Steht für das, was gut läuft. Der Daumen zeigt nach oben, ein universelles Zeichen für „gut“ oder „gelungen“.
  • Zeigefinger: Weist auf die Dinge hin, die auffallen – Learnings, Einsichten oder Bereiche für Verbesserungen.
  • Mittelfinger: Steht für die Herausforderungen oder das, was nicht so gut lief. Ein bisschen so wie das Leben, das uns manchmal den Mittelfinger zeigt.
  • Ringfinger: Symbolisiert das, was uns besonders wichtig ist. Ähnlich wie der Ring an diesem Finger eine tiefe Verbindung und Bedeutung hat.
  • Kleiner Finger: Erinnert uns daran, was vielleicht zu kurz gekommen ist. Klein, aber oho – oft sind es die kleinen Dinge, die zählen.

Bei der Reflexion können wir all diese Punkte durchgehen und so unsere Gedanken besser ordnen.

Vorteile der 5 Finger Methode

Nachdem das Prinzip klar ist, lass uns kurz auf die in meinen Augen zwei wichtigsten Vorteile der Fünf Finger Methode schauen:

1. Bessere Selbstreflexion

Ich finde es oft gar nicht so einfach auf meine Woche zurückzuschauen und in Worte zu fassen, was alles passiert ist. Und ich weiß gar nicht, wie oft ich schon nach den passenden Reflexionsfragen gesucht habe, die ich dann doch immer wieder vergessen habe. Die Fünf Finger Methode gibt eine klare Struktur vor hilft mir dabei, mich nicht nur auf das positive oder das negative zu fokussieren, sondern beides zu beachten.

2. Mehr Produktivität

Dadurch, dass du regelmäßig reflektierst, merkst du was du verbessern kannst. Du wirst quasi (liebevoll) gezwungen, dir zu überlegen was du besser machen könntest. Dadurch bleibst du nicht in alten Arbeitsmustern, sondern bist offen dafür dich weiterzuentwickeln. Und das führt ganz automatisch dazu, dass du produktiver wirst.

Anwendungsfälle der 5 Finger Methode

Ich habe bisher immer von der Wochenplanung gesprochen, aber es gibt tatsächlich noch viel mehr Bereiche, in denen du die Fünf Finger Methode einsetzen kannst. Hier habe ich mal ein paar aufgeschrieben.

Für zwei konkrete Anwendungsfälle (nämlich die Wochenreflexion und das Team-Feedback) findest du im Anschluss Beispiele.

Wochenplanung: Durch die Reflexion kannst du mit Klarheit in die nächste Woche starten: Was hat gut funktioniert? Wo gibt es Verbesserungspotenzial? Worauf muss ich den Fokus setzen? Das hilft dir, aus Fehlern zu lernen und Erfolge zu wiederholen.

Teamfeedback: Du kannst die Methode auch für ein Fünf Finger Feedback nutzen, z.B. bei Teammeetings. Vor allem wenn es dir normalerweise schwer fällt, negatives Feedback zu geben, kann dir die Methode helfen das in einem respektvollen Rahmen zu machen. Durch die Struktur werden Feedbackgespräche außerdem effektiver und konstruktiver.

Kundenfeedback: Auch wenn du Kundenfeedback sammelst, kannst du auf diese Feedback Methode zurückgreifen. Nach einem Workshop z.B. hilft es dir nicht nur positive Rückmeldungen zu bekommen, sondern auch herauszufinden, was du noch verbessern kannst. Das hilft dir, deine Produkte laufend zu verbessern.

Entscheidungsfindung: Wenn du vor einer schwierigen Entscheidung stehst, kann dir die 5 Finger Methode helfen, alle Facetten eines Problems zu betrachten. Von den positiven Auswirkungen, die zu erwarten sind, bis zu möglichen Herausforderungen. Dadurch kannst du eine fundierte Entscheidung treffen.

Persönliche Entwicklung: Und natürlich kannst du die Methode auch privat nutzen. Sie ermöglicht es dir, regelmäßig über deine Fortschritte, Herausforderungen und Lernmöglichkeiten in allen Lebensbereichen zu reflektieren.

Anwendungsfall 1: Die 5 Finger Reflexion bei der Wochenplanung

Lass uns einen praktischen Weg durchgehen, wie du die 5 Finger Methode für deine Wochenplanung nutzen kannst.

Dabei nimmst du dir ein Mal in der Woche Zeit und beantwortest für jeden Finger eine Frage:

Daumen: Was hat gut funktioniert? Beginne mit dem Positiven und schau auf die Erfolge der vergangenen Woche. Was lief besonders gut? Vielleicht hast du ein wichtiges Projekt abgeschlossen oder eine effektive Marketingstrategie umgesetzt? Das sind die Momente, die du feiern und von denen du lernen solltest.

Zeigefinger: Learnings, Erkenntnisse und Verbesserungspotenzial. Welche wichtigen Lektionen hast du gelernt? Gab es Aha-Momente, die du in die nächste Woche mitnehmen möchtest? Vielleicht hast du festgestellt, dass bestimmte Strategien nicht die gewünschten Ergebnisse bringen, oder du hast einen neuen Ansatz entdeckt, der vielversprechend erscheint?

Mittelfinger: Herausforderungen und was nicht gut lief. Welche Steine und Hindernisse lagen dir im Weg? Identifiziere all das, was dich zurückgehalten hat. Diese Frage ist entscheidend, damit du diese Herausforderungen in Zukunft umschiffen kannst bzw. weißt, welche Fehler du in Zukunft nicht mehr machen solltest.

Ringfinger: Prioritäten und wichtige Aspekte der kommenden Woche. Was steht in der kommenden Woche an? Setze klare Prioritäten. Vielleicht gibt es Projekte, die unbedingt abgeschlossen werden müssen, oder bestimmte Ziele, die du erreichen möchtest. Dein Fokus sollte hier klar definiert sein.

Kleiner Finger: Vernachlässigte Bereiche und deren Integration. Zum Schluss, überlege, was zu kurz gekommen ist. Gibt es Bereiche in deinem Business oder persönliche Ziele, die mehr Aufmerksamkeit benötigen?

5 Finger Reflexion: Diese Fragen kannst du dir bei der 5 Finger Methode bei der Wochenreflexion stellen.

Praxisbeispiel: Eine fiktive Wochenplanung

Stell dir vor, du sitzt am Freitag Mittag vor deinem Projektmanagement-Tool und reflektierst deine vergangene Woche mit Hilfe deiner Finger.

Das sind die Antworten, die du dir geben könntest:

  • Daumen: Durch das neue Buchhaltungstools, das wir eingerichtet haben, haben wir Zeit gespart und den Überblick über die Finanzen verbessert.
  • Zeigefinger: Die geplante Zeit für die Erstellung neuer Kursinhalte war zu knapp. Ich habe wieder mal gemerkt, dass kreative Arbeit mehr Freiraum braucht und muss nächste Woche größere Zeitfenster dafür blocken.
  • Mittelfinger: Die Koordination mit meinen Virtuellen Assistentinnen war chaotisch und hat zu Verzögerungen geführt. Wir müssen dafür sorgen, dass die Kommunikation besser funktioniert und z.B. regelmäßigere Check-ins einführen.
  • Ringfinger: Nächste Woche hat die Vorbereitung des Workshops oberste Priorität. Alles muss bis Mittwoch stehen, damit genug Zeit für das Feedback der Teilnehmer bleibt.
  • Kleiner Finger: Meine persönliche Weiterbildung ist mal wieder zu kurz gekommen. Ich plane, täglich 30 Minuten für ein Online-Seminar einzublocken, um mich in Copywriting zu vertiefen.

Das Beispiel macht deutlich: Die 5 Finger Reflexion gibt mir nicht nur ein klares Bild von dem, was war. Sondern auch von dem, was sein wird. Mit diesem Wissen bewaffnet, kann die nächste Woche noch besser geplant werden.

Anwendungsfall 2: Die 5 Finger Methode für Feedback

Eine zweiter häufiger Anwendungsfall, vor allem wenn du mit VAs oder Freelancern arbeitest, ist das Feedback geben. Ohne Rückmeldung ist eine gute Zusammenarbeit nicht möglich, weil nur das Wachstum und Entwicklung ermöglicht.

Das sind die Fragen, die du dir für jeden Finger stellen kannst, wenn du den Beteiligten eines Projektes Feedbacks gibst:

Daumen: Positives Feedback und Erfolge. Was hat das Teammitglied gut gemacht? Welche Erfolge können gefeiert werden? Diesen Punkt als erstes zu nennen ist wichtig, um Selbstvertrauen und die Motivation aufzubauen.

Zeigefinger: Vorschläge für Verbesserungen. In welchen Bereichen kann noch etwas verbessert werden?
Wichtig: Es geht nicht darum, zu kritisieren, sondern konstruktive Vorschläge zu machen, die zur Entwicklung beitragen.

Mittelfinger: Konstruktive Kritik. Was lief nicht so gut? Was muss das nächste Mal besser gemacht werden?
Auch das anzusprechen ist wichtig, auch wenn es nicht immer so einfach ist. Mach immer deutlich, dass du an einer gemeinsamen Lösung und Verbesserung interessiert bist.

Ringfinger: Persönliche Wertschätzung. Was schätzt du an der Person besonders? Das kann etwas mit ihrer Arbeitsweise, ihrer Haltung oder ihren spezifischen Beiträgen zum Team sein. Auch, wenn es um die Arbeit geht: persönliche Wertschätzung stärkt eure Beziehung und das Vertrauen ineinander.

Kleiner Finger: Vernachlässigte Aspekte und deren Beachtung. Welche Punkte oder Bereiche haben vielleicht nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen? Gibt es noch Fähigkeiten oder Talente im Team, die mehr zum Einsatz kommen könnten?

5 Finger Feedback: Diese Fragen kannst du dir bei der 5 Finger Methode beim geben von Feedback stellen.

Damit du dir das besser vorstellen kannst, hab ich dir auch hier wieder ein Beispiel mitgebracht:

Praxis-Beispiel: Feedback an ein Teammitglied für einen Blogartikel

Angenommen, ein Team-Mitglied hat einen Blogartikel für dich geschrieben und du möchtest ihr jetzt Feedback darüber geben. Dazu schreibst du ein E-Mail das folgendermaßen aussehen könnte:

Liebe Alex,

Daumen: Erst mal hut ab, dein letzter Artikel hat mich richtig beeindruckt. Ich fands super, wie du das doch recht komplexe Thema einfach und verständlich erklärt hast. Und der Schreibstil hat super zu unserer CI gepasst.

Zeigefinger: Einen Vorschlag zur Verbesserung habe ich: Vielleicht könntest du noch ein paar Bilder oder Videos in den Artikel packen, damit die Inhalte noch greifbarer werden?

Mittelfinger: Im zweiten Abschnitt hat die Argumentation ein bisschen sprunghaft gewirkt. Ich denke, da könnten wir den Übergänge zwischen den Absätzen noch fließender gestalten, damit die Leute länger lesen und nicht abspringen.

Ringfinger: Außerdem wollte ich dir noch sagen dass ich es sehr schätze, dass ich mich auf die Qualität der Artikel immer verlassen kann. Ich wüsste nicht, wo wir ohne dich wären.

Kleiner Finger: Und ich habe wieder mal gemerkt, dass wir deine Expertise zum Thema xyz viel zu wenig ausnutzen und dass wir in Zukunft noch mehr Themen in den Redaktionsplan aufnehmen können, in denen du deine Fachkenntnisse einbringen kannst.

Liebe Grüße,
xxx

Ich glaube du merkst, dass bei dieser Methode sowohl positives als auch (konstruktives) negatives Feedback vorkommen und durch die Fragen ausgewogen sind.

So kannst du mit der 5 Finger Methode starten

Jetzt bist du dran, umzusetzen. Anfangs ist es vielleicht ungewohnt und man kommt sich ein bisschen wie ein Kindergartenkind vor, wenn man vor dem Computer sitzt und die Finger abzählt. Aber mit ein bisschen Übung gewöhnst du dich daran und profitierst in erster Linie davon.

Nochmal kurz zur Wiederholung: Jeder Finger hat eine spezifische Fragestellung oder ein übergeordnetes Thema. Vom Daumen, der das Positive hervorhebt, bis zum kleinen Finger, der auf vernachlässigte Bereiche hinweist. So vergisst du weder die positiven noch die herausfordernden Bereiche.

Das solltest du als nächstes tun:

Ich bin ein großer Fan der Wochenplanung und baue diese Reflexion seit ein paar Wochen ein. Und ich empfehle auch dir, das regelmäßig zu machen – zumindest 1x pro Monat.

Kanntest du die 5 Finger Methode schon? Hast du sie vielleicht sogar schon genutzt?

2 Kommentare zu „Wochenreflexion mit der 5 Finger Methode“

  1. Liebe Janneke,

    ich habe deinen Beitrag mit großer Begeisterung gelesen. Mir persönlich war diese Methode bisher nicht bekannt. Umso interessanter war für mich der Artikel. Ich werde die 5-Finger-Methode für meine eigene Wochenreflexion anwenden und bin schon jetzt gespannt darauf. Vielen Dank fürs Teilen. :)

    Liebe Grüße
    Barbara

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