Vor kurzem war ich bei meinem 16-jĂ€hrigen Matura-Klassentreffen. Wir haben natĂŒrlich ĂŒber die alten Zeiten gesprochen, aber auch ĂŒber Kinder, Hausbau und alles, was so zum Erwachsensein dazu gehört. Und es ist tatsĂ€chlich ein groĂer Unterschied zum letzten Klassentreffen. Da hatten nĂ€mlich die wenigsten von uns Kinder – ich zum Beispiel auch nicht. Aber ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie ich folgendes gesagt habe: Nein, ich habe keine Kinder, mein Business (das damals vorrangig aus meinem Blog bestand) ist mein Baby.
Aus heutiger Sicht greife ich mir bei diesem Satz an den Kopf und frage mich: Was hab ich mir damals dabei gedacht? Aber es war meine RealitÀt und vielleicht ist es auch deine RealitÀt. Warum das aber nicht (mehr) so sein sollte und wie du dein Business stattdessen sehen solltest, verrate ich dir in diesem Blogartikel.
Inhaltsverzeichnis
Was sind die Risiken, wenn du dein Business als Baby siehst?
Jetzt aber zurĂŒck zu unserem Vergleich. Warum finde ich es fast schon fahrlĂ€ssig, als SelbststĂ€ndige von seinem eigenen Business als dem eigenen Baby zu sprechen?
Auf den ersten Blick wirkt die Metapher eigentlich wahnsinnig charmant, weil es ausdrĂŒckt, wie sehr man mit seinem Business verbunden ist und dass es einem wichtig ist. Aber jetzt, wo ich selber Kinder habe, weiĂ ich wie verdammt anstrengendes ist, sich Tag ein Tag aus um jemanden kĂŒmmern zu mĂŒssen.
Und der Sinn und Zweck eines Business ist ja, dass es uns mehr Freiheit verschaffen sollte.
Da können wir es nicht brauchen, dass wir uns 24/7 um irgendjemand oder irgendetwas kĂŒmmern mĂŒssen.
Und so auf dein Business zu sehen bringt eine Reihe von Nachteilen mit sich. Welche das sind?
Emotionale Bindung
Das erste ist mal, dass du eine wahnsinnig starke emotionale Bindung zu deinem Business hast. NatĂŒrlich lieben wir unsere Babys. Und wenn wir uns ehrlich sind, finden wir, dass unser Baby immer das sĂŒĂeste und das hĂŒbscheste ist.
Genauso kann es dir auch beim Business schwer fallen, objektiv zu bewerten und Entscheidungen zu treffen. SchlieĂlich versuchst du ja, alles richtig zu machen und willst nur das Beste fĂŒr dein Business, oder? Aber das kann dazu fĂŒhren, dass sich dein Business nicht so schnell oder so gut weiterentwickelt, wie du das gerne hĂ€ttest, weil du nicht bereit bist, Risiken einzugehen.
Kein Platz fĂŒr Innovation & Fortschritt
Das zweite Problem ist, dass wir gerade deshalb Innovationen im Weg stehen. Vielleicht kennst du diese MĂŒtter und VĂ€ter, die fast schon jammern, wie schnell das eigene Baby Fortschritte macht und dass die schöne Zeit bald vorbei ist.
Genau das gleiche kann dir auch beim Business passieren. Wenn du ĂŒberfĂŒrsorglich bist, dann möchtest du, dass alles so bleibt, wie es ist – um der guten Zeiten Willen. BloĂ kein Risiko eingehen und riskieren, dass du einen Schritt zurĂŒck machst.
Aber das steht Innovation und VerĂ€nderung im Weg. Und es ist nun mal so: Um vorwĂ€rts zu kommen, mĂŒssen wir Dinge verĂ€ndern.
Es gibt einen tollen Spruch, den ich in diesem Zusammenhang gerne zitieren möchte:
What brought you here wonât get you there.
Oder auf deutsch: Was dich hierher gebracht hat, wird dich nicht dorthin bringen, wo du hin willst.
Weigerung gegen Strukturen
Wenn du dein Business so stark behĂŒtest und wie das kostbarste auf der Welt behandelst, dann bist du der Ăberzeugung, dass es nicht so ist wie jedes andere. Vielleicht hast du schon davon gehört, dass du Prozesse und Strukturen in deinem Business brauchst.
Aber lass mich raten: Das gilt fĂŒr andere – dein Business ist etwas ganz besonderes, oder? Das ist so individuell, dass man da nicht einfach so Prozesse hat, die immer gleich ablaufen?
Es ist total normal das zu denken – mir ging es damals auch so. Aber ich kann dir versprechen: Jedes Business (zumindest jedes, das wachsen soll) braucht Strukturen und Prozesse. Sonst laugt dich der Arbeitsalltag auf lange Sicht nur aus und fĂŒhrt dazu, dass du nie Aufgaben abgeben kannst. Apropos abgeben:
Du kannst keine Verantwortung aus der Hand geben
Und auch diese Eltern kennst du bestimmt: die ihre Kinder einfach nicht aus der Hand geben. Auch nicht, damit sie mal 1-2 Stunden Verschnaufpause haben.
Ich sag dir, wie’s ist: Die meisten dieser Eltern sind irgendwann hemmungslos erschöpft. Das weiĂ ich leider aus eigener Erfahrung – nicht, weil ich meine Zwillinge nicht hergeben wollte, sondern weil wir es wegen des Lockdowns damals nicht durftenâŠ.
Aber wieder zurĂŒck zum Business: fĂ€llt es dir auch schwer, Aufgaben abzugeben? Weil du denkst, dass sie niemand so gut erledigen kann wie du? Dann behandelst du dein Business wie dein Baby.
Ja, andere erledigen Aufgaben vielleicht anders – aber dafĂŒr hast du Zeit fĂŒr andere – wichtigere? – Dinge. Und wenn es nur ein SchlĂ€fchen ist, um wieder neue, kreative Ideen zu haben.
Dein Business ist von dir abhÀngig
Was passiert, wenn du keine deiner Aufgaben und Verantwortlichkeiten aus der Hand geben kannst? Genau: ein Business-Baby ist abhĂ€ngig von dir und du kannst dich nicht aus dem GeschĂ€ft zurĂŒckziehen. Jetzt sagst du vielleicht: Das will ich ja auch gar nicht!
Aber das muss gar nicht heiĂen, dass du nicht mehr arbeitest. Sondern das kann einfach heiĂen…
- dass du mal wieder Urlaub machst, ohne an deine Aufgaben denken zu mĂŒssen.
- Oder dass du ohne schlechtes Gewissen krank sein kannst.
- Oder einfach weniger im operativen GeschÀft machst, damit du dich mehr auf deine Vision und Business Strategie konzentrieren kannst.
- Oder dass du deine Arbeitsstunden reduzierst und so eine bessere Work/Life Balance, mehr LebensqualitĂ€t und weniger Risiko fĂŒr ein Burnout bekommst.
Klingt doch ganz gut, oder?
Was ist die Alternative zum Business Baby?
Was ist jetzt die Alternative zu dem Ansatz, das eigene Business als Baby zu sehen? Ich bin vor Jahren zufÀllig durch James Wedmore, einen Experten im Bereich Online-Business und Marketing, auf dieses Thema aufmerksam gemacht worden. Ich weià noch, wie ich mitten in der Nacht am Stillkissen gesessen und ein Webinar von ihm angeschaut habe. Und da hat er dieses Konzept erklÀrt.
Und es ist mir wie Schuppen von den Augen gefallen, als er mir genau das gleiche erzÀhlt hat, wie ich dir gerade. Sein Ansatz:
Er vergleicht sein Business lieber mit einer „gut geölten Maschine„.
Denn die sollte gut geölt – als effizient funktionieren. Ohne unnötige Verzögerungen oder Hindernisse. Sie ist zuverlĂ€ssig und liefert konsistente Ergebnisse – zum Beispiel laufend Kund:innen und fĂŒr diese Kund:innen gleichbleibende QualitĂ€t an Service. AuĂerdem kann eine gut geölte Maschine leicht hochskaliert werden. Das heiĂt, du kannst mit fast dem gleichen Aufwand 5 oder 500 Kund:innen bedienen.
Aber: Auch eine gut geölte Maschine muss regelmĂ€Ăig gewartet werden, damit sie in Top-Zustand bleibt und von Zeit zu Zeit mĂŒssen auch Teile angepasst werden.
Anders ausgedrĂŒckt: So eine gut geölte Maschine ermöglicht dir ein Leben, das sich wie jeden Tag Urlaub anfĂŒhlt: Ein bisschen an dem arbeiten, was dir SpaĂ macht und ganz viel Freizeit. So fĂŒhlt sich meine Business fĂŒr mich an – zumindest meistens. Immer wĂ€re glaube ich utopisch đ.
Aber wie habe ich es geschafft, von einem Business-Baby zu einem Business zu komme, das sich anfĂŒhlt wie jeden Tag Urlaub? Und wie kannst du das auch?
Schritte vom Business-Baby zur gut geölten Maschine:
Ich musste einige strategische Anpassungen machen, z.B. diese hier:
1. Prozesse standardisieren, dokumentieren und automatisieren
Ich habe alle Prozesse identifiziert, in SOPs dokumentiert und in weiterer Folge auch optimiert und soweit möglich automatisiert. Damit das Wissen, wie sie ablaufen nicht nur in meinem Kopf sind. Sondern dass auch meine Mitarbeiter:innen bestimmte Aufgaben erledigen können.
2. Aufgaben delegieren
Und das war der zweite Schritt: ich habe gelernt die richtigen Aufgaben abzugeben. UnterstĂŒtzung durch VAs habe ich schon lange, aber anfangs hat mir das mehr Arbeit gemacht als es mir geholfen hat. Ein SchlĂŒsselfaktor dabei war definitiv das EinfĂŒhren von Prozessen und meinem Projektmanagement-Tool Asana.
3. Fokus, Klare Ziele und Kennzahlen definieren
Der absolute Game-Changer in meinem Business war, dass ich es mir erlaubt habe, immer nur an einer Sache zu arbeiten. Stichwort: Fokus. Ich dachte frĂŒher immer, dass ich noch produktiver bin, wenn ich mehr arbeite. Heute weiĂ ich, dass das kompletter Blödsinn ist. Deshalb habe ich auch mein Fokus-Framework entwickelt, bei dem ich mich immer nur auf eine Sache konzentriere.
Um zu sehen, worauf ich mich konzentrieren muss, war bzw. ist es aber total wichtig, dass ich mir klare, messbare Ziele gesetzt habe und Kennzahlen (KPIs), mit denen ich den Fortschritt messen kann.
4. RegelmĂ€Ăige CEO Days
Es passiert so leicht, dass man im Trubel der Aufgaben untergeht, die Tag fĂŒr Tag anfallen. Und dann vergisst, strategisch zu planen bzw. zu reflektieren. Ich habe fĂŒr mich regelmĂ€Ăige CEO-Tage eingefĂŒhrt, bei denen ich genau das mache. Aktuell mache ich die einfach zu Hause, aber ich ĂŒberlege, ob ich mir nicht regelmĂ€Ăig ein paar Tage Auszeit in einem Hotel nehme, um Abstand vom AlltagsgeschĂ€ft zu nehmen. Und wenn ich ehrlich bin auch ein bisschen Freiraum zu denken, ohne WutanfĂ€lle oder Streits schlichten zu mĂŒssen…
5. Eine nachhaltige, skalierbare Business-Struktur einfĂŒhren
Und auch ein wichtiger Schritt ist, die Produkte und das Marketing so aufzusetzen, dass sie nachhaltig und skalierbar sind. FĂŒr mein Marketing heiĂt das, dass mein Blog im Mittelpunkt steht. Denn das ist ein langfristiger Kanal, der mir ĂŒber Jahre hinweg Leser und Kunden bringt und zusĂ€tzlich noch beim Vertrauensaufbau hilft.
FĂŒr meine Produkte bedeutet das, dass ich vor allem skalierbare Produkte entwickle, wie Onlinekurse. Die können auch mal ohne mich funktionieren, wenn ich z.B. krank oder im Urlaub bin.
Aber gleichzeitig ist mein Anspruch an Service, den wir unseren Kund:innen bieten, sehr hoch. In meinem Blogging-Jahresprogramm haben wir z.B. die Grundregel, dass wir Fragen innerhalb 1 Werktages beantworten. Bei aktuell 160 Teilnehmern ist das manchmal auch herausfordernd. Aber dafĂŒr gibt es ja die CEO-Tage, um mögliche Ănderungen und Anpassungen vorzunehmen, damit uns das im Team besser gelingt.
Fazit
War es ein weiter Weg vom Business-Baby zu einem Business, das fĂŒr mich arbeitet?
Ja, definitiv.
Aber ich kann dir verraten, dass es sich ausgezahlt hat. Statt 2.000 – 3.000 Euro Umsatz bei 70h pro Woche zu arbeiten, habe ich heute einen 6-stelligen Jahresumsatz und arbeite nur noch 20-25 Stunden pro Woche.
Wenn du die Basis fĂŒr dein Business schon gelegt hast und sowohl Angebot als auch Blog hast. Aber viel zu viel arbeitest fĂŒr das, was am Ende dabei raus schaut, dann sei bei meinem Blog & Business Mentoring – Programm dabei. Dort…
- bauen wir Prozesse und Strukturen auf
- setzen wir klare Ziele
- passen deinen Content so an, dass er dir mehr Conversions bringt
- usw.
Wie siehst und behandelst du deinen Blog und dein Business aktuell (und sei ruhig ehrlich): als Baby, das du vor allem Bösen beschĂŒtzen möchtest? Oder als Werkzeug, an dem du auch mal herumdoktorst – auch, wenn es vielleicht weh tut?
Ich hab bei meinem Blog aktuell das GefĂŒhl, es zu vernachlĂ€ssigen und glaube, dass er mehr fĂŒr mich tun könnte. Die geölte Maschine könnte sich kaputt stehen. Das wĂ€re echt schade. Danke fĂŒr den Impuls mit den CEO Days. Ich wĂ€re neugierig, wie Du da inhaltlich ran gehst.
Der Beitrag bringt wirklich einen interessanten Perspektivenwechsel. Die Idee, ein Business nicht als âBabyâ, sondern als âgut geölte Maschineâ zu betrachten, macht absolut Sinn. Gerade die Punkte zu Struktur, Prozessen und Delegieren sind entscheidend, wenn man langfristig effizient arbeiten und sich FreirĂ€ume schaffen will. Ich selbst denke aktuell viel darĂŒber nach, neben dem Lkw-Fahren einen Blog zu starten â nicht als âBabyâ, das stĂ€ndig Aufmerksamkeit braucht, sondern als ein System, das mich unterstĂŒtzt, ohne mich komplett zu vereinnahmen. Die Balance zwischen Leidenschaft und Struktur zu finden, scheint eine Herausforderung zu sein, aber der Beitrag zeigt, dass es machbar ist. Besonders der Tipp mit regelmĂ€Ăigen CEO-Tagen klingt spannend, um nicht im TagesgeschĂ€ft unterzugehen. Danke fĂŒr den Beitrag!